Zur Künstlerecke des Bodensees
Die Unterseeregion faszinierte schon im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zahlreiche Künstler. Mit den Staffeleien zogen sie in die Natur, immer auf der Suche nach der besten Perspektive. Selbst diejenigen, die nicht ganz freiwillig an den westlichen Bodensee kamen, wie der berühmte Maler Otto Dix, konnten sich der Schönheit der Landschaft kaum entziehen. Sein Haus in Hemmenhofen wird im Juni als Museum Haus Dix neu eröffnet.
Über ein Jahr lang war das frühere Wohn- und Atelierhaus von Otto Dix in Hemmenhofen zur Renovierung geschlossen, am 15. und 16. Juni 2013 wird es der Öffentlichkeit bei einem Wochenende der offenen Tür wieder übergeben. Neu ist das Konzept: Auf der einen Seite wird das familiäre Leben des Künstlers dargestellt, wofür Originalmobiliar zusammengetragen oder rekonstruiert wurde. Außerdem werden im ersten Obergeschoß ausgewählte Gemälde und Druckgraphiken zu sehen sein. Sie stammen aus dem Kunstmuseum Stuttgart, das die konzeptionelle Neugestaltung des Hauses übernommen hat. Die aufwändige Restaurierung verantwortet der Verein Otto-Dix-Haus-Stiftung e.V.
Inspirationsquelle und Zufluchtsort
Im Gegensatz zu vielen Künstlerkollegen des endenden 19. Jahrhunderts entdeckte Otto Dix (1891-1969) den Untersee eher zufällig und nicht ganz freiwillig. Er war einer der ersten Künstler, der die Repressionen des NS-Regimes zu spüren bekam. Bereits 1933 verlor er seine Professur an der Kunstakademie in Dresden. Seine Kunst galt später als „entartet“. Nach einer Zwischenstation im Hegau-Ort Randegg baute die Familie Dix sich 1936 ein eigenes Haus in Hemmenhofen hoch am Hang, mit einem traumhaften Blick über den See zur nahen Schweiz. Hier verbrachte Dix die Zeit des Krieges in innerer Emigration. Seinem Schaffen tat das Leben fernab der Kunstzentren aber keinen Abbruch. Auch der der Maler Helmuth Macke siedelte sich 1933 in Hemmenhofen an, Erich Heckel kam 1944 nach der Zerstörung seiner Berliner Atelierwohnung auf die Halbinsel Höri, Curth Georg Becker 1946. Ihre Landschaftsbilder lassen sich durch die eisernen Stelen der Kunstroute neu entdecken, genau wie die vieler Malerkollegen, die früher kamen oder bereits am Untersee geboren wurden.
Ateliers zum Staunen
Einer der beharrlichsten war wohl der Thurgauer Maler Adolf Dietrich, der sein Leben lang im idyllischen Berlingen auf der Schweizer Seite des Untersees wohnte. Seine Malstube kann am Wochenende besichtigt werden, genau wie der original erhaltene Garten. Internationale Gegenwartskunst lässt sich wiederum in Salenstein nahe dem Napoleonschloss und Park Arenenberg erleben: Die Ateliers „The View“ wurden zum Beispiel unter der Erde in einem früheren Wasserspeicher eingerichtet. Sie zeigen von Juli bis Oktober 2013 Installationen von Yves Netzhammer.
Mit den Augen der Künstler
Wer nun endgültig Lust bekommen hat, selbst kreativ zu werden, ist bei einem der zahlreichen Kurse im Künstlerwinkel willkommen. Malen lässt sich beispielsweise bei Heidi Reubelt in Horn auf der Höri, die auch Kurse für Kids anbietet. Immer donnerstags unterrichtet die Künstlerin Sabine Herbst auf der Insel Reichenau. In Allensbach finden unter der Leitung von Dolores Augustin Bildhauerkurse in Stein und in Holz statt: Bei gutem Wetter draußen in der Natur, direkt am See.
Informationen: Tourismus Untersee, Im Kohlgarten 2, D-78343 Gaienhofen, Tel. +49 (0)7735 91 90 55, Fax +49 (0)7735 91 90 56, info@tourismus-untersee.eu oder im Internet unter www.tourismus-untersee.eu.
Tag der offenen Tür im Museum Haus Dix in Hemmenhofen
Am 16. und 17. Juni 2013 ist es endlich so weit: Das frühere Otto-Dix-Haus in Hemmenhofen wird wieder eröffnet, als „Museum Haus Dix“ unter der Regie des Kunstmuseum Stuttgart. An diesen beiden Tagen sind die Türen jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten ab 19. Juni sind immer Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene kostet 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder und Jugendliche sind mit 2 Euro dabei. Adresse: Museum Haus Dix, Otto-Dix-Weg 6, 78343 Gaienhofen, Tel. +49 711 216 2743, www.museum-haus-dix.de
Kunst für Kids: Zeichen wie Dürer und Malen wie van Gogh
29. Juli bis 1. August 2013
Im Rahmen des Gaienhofener Kinderferienprogramms bietet die Künstlerin Heidi Reubelt jeweils von 9-12 Uhr einen Kunstkurs für Kinder an. Infos: www.atelier-heidi-reubelt.de. Anmeldung: Kultur- und Gästebüro Gaienhofen, Tel. +49 7735 81823, info@gaienhofen.de
Malen auf der Reichenau mit Sabine Herbst
25. Juli bis 5. September 2013, immer Donnerstag, 10-13 Uhr
In inspirierender Umgebung (bei gutem Wetter direkt am See) können die Teilnehmer, angeleitet von der Künstlerin Sabine Herbst, Landschaften, Natur und Wassermotive aller Art skizzieren und malen. Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt: Tourist-Information Reichenau. Kosten: 25 Euro.
Bildhauerkurse am Seeufer in Allensbach
8.-12. Mai und vom 2.-6. Oktober 2013
Direkt am Allensbacher Seeufer arbeiten die Teilnehmer, inspiriert von der grandiosen Landschaft und angeleitet durch die Künstlerin Dolores Augustin in Holz und Stein. Infos und Anmeldung: Dolores Augustin, Tel +49 7531 458 229, info@bildhauerkurse-bodensee.de, www.bildhauerkurse-bodensee.de
Die Kunstroute mit Stelen rund um den Untersee
Dort, wo Otto Dix, Adolf Dietrich, Erich Heckel und viele andere einst ihre Staffeleien aufstellten, zeigt heute die grenzüberschreitende Kunstroute den Künstlerblick auf die Landschaft. Wer hinter den eisernen Stelen mit Reproduktionen der Kunstwerke Stellung bezieht, erblickt Bild und Landschaftsmotiv im direkten Vergleich. Eine Broschüre informiert über die Standorte der Stelen und die Künstler. Die Route führt auch an den Ateliers und Wohnhäusern der Künstler vorbei. So etwa gibt das kleine Atelier von Adolf Dietrich in Berlingen Einblick in sein Leben als Maler. Die Broschüre kann angefordert werden bei: Tourismus Untersee e.V., Tel. +49 7735 91 90 55, info@tourismus-untersee.eu, www.tourismus-untersee.eu
Offene Ateliers: The View
Yves Netzhammer ist der Künstler, der die ungewöhnlichen Ateliers in Salenstein im Thurgau in diesem Sommer bespielt: Vom 7. Juli bis 6. Oktober 2013 ist die Ausstellung „The View“ zu sehen, die jeweils am Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr als geführte Tour angeboten wird. Kontakt: The View, Fruthwilerstr. 13, CH-8243 Salenstein, Tel. + 41 71 669 19 93, www.the-view-ch.com