Höhlenbären und Neandertaler im Drachenloch – Pionierarchäologie vor 100 Jahren

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«Höhlenbären und Neandertaler im Drachenloch – Pionierarchäologie vor 100 Jahren»
6. Mai – 29. Oktober 2023
Kulturmuseum St.Gallen (ehemals Historisches und Völkerkundemuseum)

Höhlenbären und Neandertaler im Drachenloch – Pionierarchäologie vor 100 Jahren

Drachenloch, Wildenmannlisloch und Wildkirchli gehören zu den bedeutendsten und bekanntesten altsteinzeitlichen Fundstellen der Schweiz. Sie stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung zur Pionierarchäologie in den Ostschweizer Alpen. Die Ausstellung präsentiert Objekte, aber auch Texte und historische Fotos zum Thema, und ist – im Gegensatz zum richtigen Drachenloch – ganz einfach zu erreichen. Das Kulturmuseum lädt damit zu einer Reise zu den Anfängen menschlicher Kulturgeschichte in der Region ein. Willkommen in der Steinzeit, bei Höhlenbären und Neandertalern!

Die Drachenloch-Höhle liegt in einer steilen Felswand oberhalb von Vättis (SG) im Taminatal auf 2427 m. Nur schon ihr Name verspricht sagenhafte Abenteuer. Es war aber nicht der Drache, der den Dorfschullehrer Theophil Nigg und seine beiden Söhne am 7. Juli 1917 zum Aufstieg bewegte. Nigg war begeistert von Ausgrabungsberichten und Funden uralter Höhlenbärenknochen und Steinwerkzeugen aus der Wildkirchli-Höhle im Alpstein. Bereits Jahre zuvor hatte er einen Vortrag von Emil Bächler, Konservator des Naturhistorischen Museums St. Gallen und Erforscher des Wildkirchli, besucht. Ausgerüstet mit Spaten und Karbid-Lampe erklommen die Niggs den Drachenberg, um zur Höhle zu gelangen. Dort stiessen sie prompt auf Knochen und Zähne. Zurück im Tal sandte Nigg die Funde unverzüglich zu Emil Bächler nach St. Gallen, der sie als Höhlenbärenreste identifizierte. Rund einen Monat später startete das Grabungsprojekt im Drachenloch. Von 1917 bis 1923 führte Theophil Nigg unter Emil Bächlers wissenschaftlicher Leitung Ausgrabungen in der Drachenloch-Höhle durch.

Blick in die Ausstellung „Höhlenbären und Neandertaler im Drachenloch“, Quelle: Kulturmuseum St.Gallen

100 Jahre Pionierarchäologie im Drachenloch
100 Jahre ist es her, seit Emil Bächler und Theophil Nigg ihre dortigen Ausgrabungen abschlossen. Unzählige Funde von Höhlenbärenknochen und ein «Höhlenbärenkult» des Neandertalers im Hochgebirge waren damals eine Sensation. Die Funde schlugen in der Fachwelt hohe Wellen und werden bis heute kontrovers diskutiert. Anlässlich des Jubiläums zeigt das Kulturmuseum St.Gallen nun eine Sonderausstellung zur Pionierarchäologie in den Ostschweizer Alpen. Nicht nur das Drachenloch, auch das Wildkirchli im Alpstein und das Wildenmannlisloch in den Churfirsten sind Thema dieser Ausstellung. Die drei Höhlen sind durch die Forschungen Emil Bächlers untrennbar miteinander verbunden und bilden die Grundlage seiner Theorie eines Alpinen Paläolithikums.

Die Ausstellung lädt die Besucherinnen und Besucher zu einem Streifzug ins Gebirge ein. Allerdings ganz bequem. Das Kernstück bildet eine begehbare, nachgebaute Höhle. Sie zeigt einen Abriss der Forschungsgeschichte zu den drei Höhlen, die zwischen 1903 und 1927 und zwischen 1954 und 1959 ausgegraben und untersucht wurden. Historische Fotografien geben einen Einblick in die Tätigkeit der Archäologie-Pioniere. Es werden aber auch Artefakte der Neandertaler ausgestellt. Darunter einige der ältesten Steinwerkzeuge des Kantons St.Gallen, die vor 30’000 bis 40’000 Jahren im Einsatz waren. Selbstverständlich fehlen auch die Höhlenbären nicht in der Ausstellung. Sie waren der Grund, warum Emil Bächler 1903 überhaupt mit der ersten Ausgrabung im Wildkirchli begann. Zwei Schädel aus dem Drachenloch sind im Innern der Höhle ausgestellt. Abgeschlossen ist die Forschung zu den drei Höhlen bis heute nicht. Viele Tierknochen wurden nie ausführlich wissenschaftlich untersucht. Im Naturmuseum St.Gallen läuft aktuell ein Forschungsprojekt. Erstmals werden die Tierknochen vollständig bestimmt und digital erfasst.

Vielseitiges Begleitprogramm
Zur Ausstellung gehört ein abwechslungsreiches Begleitprogramm. Zu den Highlights zählen Exkursionen zu den drei Fundstellen unter fachlicher Leitung des Kulturmuseums und des Naturmuseums. Den Auftakt macht am 25. Juni das Wildkirchli. Am 1. Juli folgt die Exkursion ins Wildenmannlisloch. Trittsichere und ausdauernde Wanderinnen und Wanderer können am 19. August wie einst Theophil Nigg und Emil Bächler den Drachenberg erklimmen und bei gutem Wetter die grossartige Aussicht bis in die Silvretta geniessen. Ergänzt wird das Programm durch Expertenvorträge, öffentliche Führungen und Veranstaltungen im MUCAFÉ, dem hauseigenen Café des Kulturmuseums. Das Begleitprogramm ist auf der Website des Kulturmuseums oder in der Museumszeitung aufgeführt.

«Höhlenbären und Neandertaler im Drachenloch – Pionierarchäologie vor 100 Jahren»
6. Mai – 29. Oktober 2023
Kulturmuseum (ehemals Historisches und Völkerkundemuseum)
Museumstrasse 50 | 9000 St.Gallen

Quelle / Mehr Infos: www.kulturmuseumsg.ch

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